Sonntag, 11. April 2021

Teile und herrsche - wie Continental das Spiel beherrscht


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"Divide et impera" ("Teile und herrsche") - nach dieser Maxime sicherte schon das alte Rom seine Macht. Heute wird es mehr denn je praktiziert.

Continental teilt seine Standorte neu auf

Wie andere Konzerne sucht auch Continental ("The Future in Motion") ständig nach den günstigsten Verwertungsbedingungen für das Kapital der Großinvestoren - und steigert damit Aktienkurs und Dividende. Für viele Beschäftigte bedeutet demgegenüber der Firmenslogan "The Future in Motion"- "In Zukunft fliegst du raus".

Ob sie bei diesen Zukunftsaussichten tröstet, dass auch Conti-Technikchef Dirk Abendroth den Konzern verlassen hat, darf bezweifelt werden.

Im Continental-Werk im südhessischen Babenhausen sollen dafür in den nächsten Jahren 1.900 der rund 3.300 Jobs vernichtet werden.  

Endgültig will der Autozulieferer Fertigung und Teile der Entwicklung im hessischen Werk Babenhausen bis 2028 schließen.

Auch die Produktion im Elektronik-Zulieferwerk im hessischen Karben soll bis 2024 eingestellt werden. Dabei verlieren nochmals rund 1.100 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz.

Das Aachener Reifenwerk soll bis Ende 2021 geschlossen werden. Auch hier stehen rund 1.800 Beschäftigte vor dem Aus.

Im Zuge dieser "Neuausrichtung des Konzerns" sollen bis Ende des Jahrzehnts 30.000 Stellen in profitablere Länder verlagert, gestrichen oder für neue Qualifikationen umgewandelt werden. Allein in Deutschland sind davon 13.000 Arbeitsplätze betroffen.

Wo Continental bessere AusbeutungsVerwertungsbedingungen findet

Es gibt in anderen Teilen der Welt halt mehr zu verdienen!

"Continental kommt nach Novi Sad, Arbeit für 500 Ingenieure" meldete serbiennachrichten.com schon am 29.05.2017.

In dem Artikel hieß es damals:

"'Serbien geht mit der Firma Continental in die ‚höhere Liga‘ ein, da diese Firma in Novi Sad arbeit für 500 Ingenieure bieten wird, mit einem Bruttogehalt von etwa 2300 Euro', erklärte Premier Aleksandar Vucic. Er sagte, gegen Ende des Jahres könnte das Durchschnittsgehalt in Serbien 440 € oder 445 € betragen."
2018 wurde in serbischen Medien berichtet, dass der Konzern für die Eröffnung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Novi Sad rund 9,5 Millionen Euro Subventionen bekommen habe. In diesem Zentrum waren die Arbeitsplätze für rund 500 Ingenieure.

Damals kritisierten vor allem einheimische IT-Firmen, dass der Staat ihnen im Gegensatz zu Continental keine Unterstützung gewährt. Zudem befürchteten zahlreiche Firmen, dass Continental ihnen nun die stark umworbenen Mitarbeiter durch höhere Gehälter abwerben könnte und damit die potenzielle Konkurrenz kaputt macht.

Am 01.04.2021 berichteten nun serbische Medien, dass das deutsche DAX-Unternehmen für das Werk in Novi Sad vom serbischen Staat Subventionen in Höhe Unterstützung in Höhe von rund 28 Millionen Euro erhalte - dreimal soviel wie 2018. Das Geld soll bis 2023 ausgezahlt werden, bis dahin soll Continental auch 500 Festangestellte in dem Werk haben.

Vor 30, 40 Jahren hätten Gewerkschaften und linke Parteien in den betroffenen Ländern vielleicht ihre Mitglieder zu solidarischem Handeln aufgerufen: "Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!"

Heute gilt wohl: jeder ist sich selbst der Nächste.

"Arbeitnehmervertreter kritisierten den Beschluss des Konzerns. Michael Vassiliadis, der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, sprach von einem 'Kahlschlag-Konzept'. 'Continental hat die gesamte Mannschaft vor den Kopf gestoßen, die eigene Unternehmenskultur beschädigt und die betriebliche Mitbestimmung mit Füßen getreten', sagte er."
Für die Beschäftigten in Deutschland heißt das dann wenigsten zu retten, was zu retten ist. Hoffentlich gelingt es den Beschäftigten, die Arbeitsplatzvernichtung vor allem in Aachen und Karben wenigstens mit einer Sozialplanabfindung abzufedern.

Doch selbst dann sollten die Betroffenen noch die Fallen beachten, die mit Abfindungen nach Sozialplan verbunden sein können, beispielsweise bei einer "Sprinterprämie", oder kinderbezogenen Leistungen und mehr...

Rote Zahlen: Apple-Händler Gravis muss schließen

Nach Gravis-Angaben droht bis zu 400 Mitarbeitern der Arbeitsplatzverlust, davon rund 100 in der Firmenzentrale. https://bit.ly/43ifDZ1