Samstag, 18. Dezember 2021

Stellenabbau - weiter auf Erfolgskurs

"Stellenabbau - weiter auf Erfolgskurs" - das ist keinesfalls zynisch oder sarkastisch gemeint. Die Überschrift lässt lediglich unterschiedliche Sichtweisen erkennen.

Stellenabbau - eine seltene Erscheinung?

Stellenabbau
Ich habe mal kurz heute nach Online-Nachrichten der letzten zwei Monate unter dem Stichwort "Stellenabbau" geschaut. Es scheint keine Branche davon verschont zu sein. Nicht einmal das Gesundheitswesen.

Wie Rechtsanwalt Johannes von Rüden am 18.11.2021 schreibt, planen wohl C&A, Zara und Esprit Filialen nach einem Bericht vom 18.11.2021 zu schließen. 

C&A will in den kommenden Jahren 100 der rund 450 C&A-Filialen in Deutschland schließen.

"Auch Zara und Esprit wollen Medienberichten zufolge Filialen schließen. Das französische Modeunternehmen Pimkie wolle sogar rund die Hälfte der 75 Filialen in Deutschland schließen. Auch hier sei der wachsende Online-Handel der Grund, da die junge Zielgruppe zunehmend im Internet einkaufe."

Die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss reduziert ebenfalls Stellen. In der Hamburger Morgenpost (23.11.2021) heißt es, so 

"sollen nach Angaben der IG Metall 133 Arbeitsplätze abgebaut werden. Bisher war von maximal 100 Jobs die Rede gewesen."

Robert Bosch GmbH plant ca. 700 Arbeitsplätze am Standort Bühl/Bühlertal zu streichen und die Arbeitsplätze teilweise nach Osteuropa zu verlagern. Kulanterweise will das Unternehmen diese "Schlankheitskur" bis zum Jahr 2025 strecken.

Die IG Metall befürchtet, dass sogar bis zu 1.000 Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden.

Weiter heißt es in einem Bericht auf juraforum (22.11.2021) zu den Planungen des Untrnehmens:

"Die Robert Bosch Elektronik Thüringen GmbH will ihre Geschäftstätigkeit ganz einstellen, weil keine Aufträge mehr vorhanden sind.

100 der 160 Arbeitsplätze sind hier betroffen; es würden aber Arbeitsplätze am Standort in Eisenach und im bayerischen Ansbach angeboten.

Als Grund für die Einschnitte bei Bosch wird der Strukturwandel durch den Abschied vom Verbrenner genannt."

Die Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Dialyseprodukten und Dialysedienstleistungen. Diese sind überlebensnotwendig, um Menschen mit chronischem und akutem Nierenversagen medizinisch zu versorgen. Auf dem juraforum (02.12.2021) ist zu lesen:

"In Deutschland sollen bis zu 750 Arbeitnehmer von 7.400 ihren Job innerhalb von 2-3 Jahren verlieren.

Die Gewerkschaft IG BCE und der Betriebsrat von Fresenius Medical Care sind entsetzt.

Der Stellenabbau soll alle Bereiche am Hauptsitz in Bad Homburg betreffen und auch weitere Standorte in Deutschland."

Als Begründung führt der Autor mit Verweis auf das Unternehmen an:

"Fresenius Medical Care begründet die Streichung von Arbeitsplätzen mit dem Wunsch nach schlankeren Strukturen und der Kostensenkung bis 2025 in Höhe von 500 Millionen Euro.

Aber auch die Corona-Pandemie setzt Fresenius Medical Care zu, da viele Dialyse-Patienten an dem Covid19-Virus verstorben sind."

Ist dieser Stellenabbau auch 

"Ein Beitrag zum 25-jährigen Firmenjubiläum von Fresenius Medical Care."

Vor einem Jahr übernahm der französische Konzern Alstom die Waggonbauwerke von Bombardier in Görlitz und Bautzen. Kaum ist die "Schonfrist" gem. BGB § 613a abgelaufen, will der französische Zug- und Bahntechnikhersteller Alstom nach Meldungen des mdr in der Oberlausitz hunderte Arbeitsplätze streichen.

"Vom Konzern hieß es, man müsse eine "Anpassung der Positionen in der Fertigung" vornehmen. Dafür sei an den Standorten Bautzen, Görlitz sowie Salzgitter in Niedersachsen eine Spanne von 900 bis 1.300 Stellen im Gespräch."
In diesem Fall will angeblich die Bundesregierung Arbeitsplätze von Alstom retten, wie der ZEIT am 14.12.2021 zu entnehmen ist.  14.12.21

Wie Blohm+Voss will auch die emsländische Papenburger Meyer Werft wegen der Krise in der Kreuzfahrt-Branche insgesamt 450 Stellen abbauen, meldet der NDR am 16.12.2021.

Bei Daimler hatte CEO Ola Källenius bereits 2020 massive Stellenstreichungen angekündigt. Es solle ein „kleineres Unternehmen“ übrig bleiben. Die Mitarbeiter sehen das nach einem Bericht auf br24 (17.12.2021) wohl nicht besonders optimistisch.

"Ein kleineres Unternehmen bedeutet aber auch: Weniger Beschäftigte. Daimler droht nunmehr in sechs deutschen Werken ein massiver Stellenabbau. 20.000 Jobs sollen bedroht sein. Die Mitarbeiter der Daimler AG reagierten auf die immer neuen, schlechten Nachrichten zusehends verzweifelt.

Bereits nach der Ankündigung des Konzern-Chefs Diess zum Abbau von 30.000 Stellen bei VW hieß es aus der IG Metall am 13.10.2021, dass der Abbau von Arbeitsplätzen in der gesamten Branche in vollem Gang ist. 

"Die Beschäftigung in der deutschen Autoindustrie sank 2019 um 1,3 Prozent. 2020 schrumpfte die Zahl der Beschäftigten noch stärker um 2,6 Prozent."

Auch in der Energiebranche sind Arbeitsplätze bedroht. Der Energiekonzern E.on ("Ihr zuverlässiger Energieversorger") plant laut Pressemeldung vom 18.12.2021 weltweit bis zu 11.000 der 80.000 Arbeitsplätze abzubauen.

"In Deutschland sollen bis zu 3.000 Beschäftigte in den Vorruhestand gehen, bis zu 2.500 Beschäftigte sollen in eine Transfergesellschaft wechseln, und 500 Stellen sollen durch das Auslaufen befristeter Verträge wegfallen...

Ein E.on-Sprecher sagte der Zeitung: 'Die Größenordnung des Stellenabbaus in Deutschland wird bei rund 6.000 liegen.' Zugleich betonte er: 'Wie viele Arbeitsplätze über welches Instrument abgebaut werden, lässt sich noch nicht sagen.'"

Diese massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen hat schon lange vor der "Corona-Plandemie".

Das wird auch in den "Qualitätsmedien" hin und wieder dokumentiert. So berichtete "Das Erste" im März 2021 über Douglas und H&M:

"Die Kündigung kam per Videoclip von Konzernchefin Tina Müller: 'Liebes Douglas-Team, es tut mir von Herzen leid, dass ich euch zusammen mit Nicole heute informieren muss, dass wir unser Filialnetz mehr verkleinern werden…'

Mehr als 500 Mitarbeiterinnen verlieren dadurch ihren Job. Deutschlandweit wurden 56 Filialen geschlossen – das ist jede siebte. Sogar profitable Filialen sind dabei – wie interne Dokumente zeigen, die Plusminus vorliegen. Der Grund für die Schließungen sei, dass unter anderem Corona das stationäre Geschäft kaputt gemacht habe."

Angesichts von Milliardengewinnen der Konzerne fragten die Moderatoren von plusminus:

"- Nutzen Unternehmen die Corona-Krise zum Stellenabbau?
 - Douglas, H&M und Continental schließen Filialen, Shops und Werke
 - Vorwurf: Die Krise wird nur als Vorwand für Umstrukturierungen genutzt"
Im gleichen Beitrag kommentiert der Arbeitsrechtler Peter Schüren ein sogenanntes "Freiwilligenprogramm" von H&M als "guten Schachzug", um Eltern und Alleinerziehende, Langzeiterkrankte und Schwerbehinderte sowie "zeitlich eher unflexible Arbeitskräfte" aus dem Unternehmen zu locken.
 
"Denn gerade diese Angestellten sind bei Kündigungen besonders geschützt. 'Na ja, wenn man Menschen dazu kriegt, ihren Arbeitsplatz aufzugeben, die kleine Kinder haben, die auf diesen Arbeitsplatz besonders angewiesen sind, dann hat man daraus Vorteile, weil die zu kündigen fast nicht möglich ist. Man wird also Leute los durch Aufhebungsverträge die man praktisch kaum kündigen kann.'

Über schwierige Fälle, die schon jetzt freiwillig gehen, muss H&M mit den Gewerkschaften dann nicht mehr verhandeln. Allerdings: Wer jetzt freiwillig geht, ist auf sich allein gestellt. 'Es gibt keine Nachverhandlungen – Du nimmst das oder du hast Pech gehabt. Dann suchen Sie sich andere Wege, Dich loszuwerden', berichtet ein H&M-Mitarbeiter."

"Weiter auf Erholungskurs"

Wer diese Meldungen aliest oder vielleicht gar selbst von Stellenabbau bedroht ist, liest möglicherweise leicht verwundert den Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur vom 30.11.2021:
„Am Arbeitsmarkt hat sich die Erholung der letzten Monate fortgesetzt. Folgen der aktuellen, besorgniserregenden Corona-Situation in Deutschland zeigen sich bislang kaum.“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, heute anlässlich der monatlichen Pressekonferenz in Nürnberg.

Die Zahl der Arbeitslosen hat sich im November 2021 gegenüber dem Vormonat weiter deutlich verringert, und zwar um 60.000 auf 2.317.000. Saisonbereinigt hat sie damit um 34.000 abgenommen. Gegenüber dem November des vorigen Jahres ist sie um 382.000 geringer. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent, 0,8 Prozentpunkte niedriger als im November 2020.

Die Unterbeschäftigung, die auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, lag im November bei 3.095.000 Personen. Das waren 401.000 weniger als vor einem Jahr."

Na dann ist ja die Welt wieder in Ordnung.

Eventuell ist es jedoch hilfreich, zumindest einige Tipps zu kennen, wie man mit einer "Bedrohungslage Stellenabbau" umgehen kann.

 


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