Die Commerzbank will 10.000 Vollzeitstellen streichen. Interessant ist dabei der Blick auf ein paar Folgen.
Commerzbank-Vorstand entscheidet 10.000 Vollzeitstellen zu streichen
"Die Commerzbank ist Mitglied der Cash Group. Mit einer Beteiligung von über 15 Prozent ist die Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH größter Einzelaktionär."
Im Rahmen des "Restrukturierungsprogramms" hat das Commerzbank-Management entschieden, 10.000 Vollzeitstellen zu streichen. Das wird verbunden mit der Schließung von 550 Fillialen. Von 1.000 Filialen sollen nur noch 450 erhalten bleiben. In Deutschland würde sich die Anzahl von 790 Filialen um 340 verringern.
Worin sieht die Bank ihre unternehmerische Verantwortung?
"Unternehmerische Verantwortung ist ein Leitgedanke der Commerzbank: Ökologische, soziale und ethische Kriterien spielen hinsichtlich unserer Unternehmensführung eine zentrale Rolle. Wir wollen mit unserem Kerngeschäft Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung nehmen, unsere Kunden fair und kompetent beraten, unseren ökologischen Fußabdruck stetig reduzieren, unseren Mitarbeitern ein attraktiver Arbeitgeber sein und uns für die Gesellschaft engagieren."
Aha, die Bank will also "unseren Mitarbeitern ein attraktiver Arbeitgeber" sein.
Und deshalb ... verzichtet der "attraktive Arbeitgeber" auf die Mitarbeiter. Also
Arbeitsplatzabbau
Nachtrag vom 12.02.2021 aus Gabor Steingart Morning Briefing:
"Das Institut plant, brutto 10.000 Stellen abzubauen – vor allem im Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden, die zugleich das Rückgrat der Bank bilden sollen. Die Beendigung unprofitabler Kundenbeziehungen – diese wiederum als Folge von Ideenlosigkeit und Nullzinspolitik – sorgt in Kreisen des deutschen Mittelstands für Empörung. Selbst Millionären werden die Konten mittlerweile gekündigt."
Der Stellenabbau soll bis 2024 gestreckt werden. Dafür sind Rückstellungen zu bilden. Bei der Commerzbank werden diese Maßnahmen auf der Konzern-"Strategie Commerzbank 5.0" beruhen.
5.0 ist "in" und klingt sehr innovativ.
Der Vorstand der Commerzbank hat am 28.12.2020 im Rahmen seiner Vorstandssitzung beschlossen,
"weitere Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen von 2021 bis 2024 in Höhe von insgesamt 610 Millionen Euro im vierten Quartal 2020 zu buchen. Diese entfallen auf den Abbau von 2.300 Vollzeitstellen. Die Bildung der Rückstellungen steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Wirtschaftsprüfers.
Im dritten Quartal 2020 hatte die Bank bereits Restrukturierungsrückstellungen in Höhe von rund 200 Millionen Euro unter anderem für ein Altersteilzeitprogramm gebildet. Aus dieser Maßnahme sowie aus den im vierten Quartal 2020 gebildeten Rückstellungen resultiert ein geplanter Abbau von rund 2.900 Vollzeitstellen."
Rechnen wir mal kurz 610 Mio € + 200 Mio € geteilt durch 2.900 Vollzeitstellen = 279.310 € je Vollzeitstelle.
Möglicherweise von der Entlassung Betroffene sollten aus dem Kalkulationsergebnis jedoch nicht kurzschlüssig ableiten, dass sie eine so hohe Abfindung bekommen. Denn was dem Unternehmen eine Abfindung kostet und was davon bei den Betroffenen aufs Konto fließt, dazwischen liegen Welten.
Für das Unternehmen bedeuten solche Rückstellungen nicht zuletzt ...
steuerliche Gewinnminderung
Rückstellungen bedeutet, dass das Unternehmen aufgrund bestimmter Verpflichtungen in der Zukunft den Gewinn steuerlich mindert. Das ist beispielsweise für drohende Prozesskosten und Pensionen möglich, wenn die Verpflichtungen der Höhe und Fälligkeit nach zum Zeitpunkt der Bildung unbekannt sind.
Gewinnminderungen in Millionenhöhe führen demzufolge auch zu weniger Steuern für das Unternehmen im Jahr der Rückstellungsbildung.
Zudem sollen ja durch die Entlassungen mittelfristig auch die Kosten bis 2024 im Vergleich
zu 2020 um 1,4 Milliarden Euro verringert werden. In der ZEIT wird liest sich das so:
"Das entspricht einer Einsparung von 20 Prozent der aktuellen Kosten. Zudem wird bis 2024 eine Eigenkapitalrendite von 6,5 bis sieben Prozent angestrebt, heißt es in der Mitteilung der Bank. 2019 lag sie bei 2,3 Prozent".
Und damit sind wir bei der vom Commerzbank-Vorstand angestrebten steigenden
"Die Bank plant, ihr Geschäftsmodell zu fokussieren und zu digitalisieren, in allen Bereichen die Kosten erheblich zu reduzieren und ihre Profitabilität bis 2024 deutlich zu erhöhen. Dabei stellt sie künftig konsequent Profitabilität vor Wachstum, etwa wenn es um den effizienten Einsatz von Eigenkapital oder die leistungsadäquate Bepreisung von Produkten und Dienstleistungen geht...
Infolge der Restrukturierung strebt die Commerzbank für das Geschäftsjahr 2024 eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von 6,5 bis 7 Prozent an. Die Kosten im Jahr 2024 werden im Vergleich zu den erwarteten Zahlen für 2020 um 1,4 Milliarden Euro beziehungsweise rund 20 Prozent reduziert. Demgegenüber werden die Erträge – exklusive weiteren Wachstums in der mBank – weitgehend stabil erwartet."
Das freut doch jeden Gesellschafter.
Fazit: Arbeiten Sie nicht mehr bei der Bank, verzichten Sie auf den Job, kaufen Sie lieber die Aktien - die haben zwar seit 2000 rund 98 % an Wert verloren, könnten aber Dividende bringen. ;-)
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