Freitag, 19. Januar 2024

Stellenabbau bei ZF, Bosch und Bayer
Stellenabbau landesweit. Deutschland als führender Wirtschaftsstandort in Europa - das war einmal. Deutschland schrumpft.

Stellenabbau - nicht nur in der Automobilindustrie

Derzeit nehmen die Nachrichten über Beschäftigungsproblemen in den Unternehmen zu. Die Deutsche Welle berichtete am 16. 01. 2024 über das jüngste Ranking des ZEW Mannheim:

"Im am Montag veröffentlichten Ranking des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) rutschte die Bundesrepublik um vier Plätze auf Rang 18 von 21 verglichenen Ländern. Negativ wirkten sich demnach vor allem die hohen Energiepreise sowie unvorteilhafte Regulierungen für Unternehmen aus. Schlecht bewerten die Experten auch die hohe Steuerlast, auch wenn es hier Verbesserungen gegeben habe."

Hohe Energiepreise, Regulierungen für Unternehmen, hohe Steuerlast - woher kommt das wohl? Von der "Ampel" wohl nicht. Denn der Bundestag begrüßt den Wirtschaftsministers bei der Befragung am 17. 07. 2024 als hätte er gerade die deutsche Wirtschaft gerettet. Der "vorauseilende Beifall für Habeck kommt natürlich aus den Ampel-Fraktionen". Aus ökonomischer Sicht - woher hat er die? - mache ihm der "grassierende Fachkräftemangel" die größten Sorgen. Laut "Schätzungen" - von wem? - gäbe es rund zwei Millionen offenen Stellen in Deutschland. Da passen doch die folgenden Meldungen aus dieser Woche:

ZF will 12.000 Arbeitsplätze streichen

Die ZF Friedrichshafen AG "lässt Fahrzeuge sehen, denken und handeln" - mit den Mitarbeitern sieht es dagegen anders aus:

"Der Gesamtbetriebsrat des Autozulieferers ZF befürchtet für die kommenden Jahre einen großen Stellenabbau in Deutschland. Betroffen seien mindestens 12.000 Arbeitsplätze, erklärten die Betriebsräte am Mittwoch. 10.000 davon könnten demnach bereits bis 2028 wegfallen. Die Zahlen habe der ZF-Vorstand vor Weihnachten präsentiert.

ZF ist einer der größten Autozulieferer mit mehr als 50.000 Mitarbeitern allein in Deutschland". (spiegel.de, 17. 01. 2024)

Zwar warnte Personalchefin Lea Corzilius vor "Panikmache". Doch ein ZF-Sprecher bestätigte, dass die Transformation zu mehr Elektrofahrzeugen auch Beschäftigung koste. Den Stellenabbaus will der Konzern teilweise über Ruhestandsregelungen und Fluktuation bewirken.

Bosch brauch 1.200 IT-Fachkräfte nicht

Die Robert Bosch GmbH in Gerlingen-Schillerhöhe entwickelt "intelligente Mobilitätslösungen in den Bereichen Hardware, Software und Services" - künftig mehr mit KI als mit Mitarbeitern?

Auch "Bosch will bis Ende 2026 1200 Stellen streichen". Für alle, die glauben, dass IT-Fachkräfte in der Automobilindustrie gebraucht werden, ist vielleicht die Begründung für den Stellenabbau aufschlussreich:

"Die Pläne betreffen demnach Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions, der etwa für Fahrzeugcomputer, Sensoren und Steuergeräte sowie die entsprechende Software zuständig ist. Entwickelt werden dort unter anderem Assistenzsysteme, Lösungen zum automatisierten Fahren und Infotainment-Systeme." (wiwo.de, 18. 01. 2024)

Bayer - Profit oder Mitarbeiter

Die Bayer AG Leverkusen zeigt uns in ihrer Selbstdarstellung, "wie ernst wir die vor uns liegenden Herausforderungen einer stetig wachsenden und alternden Weltbevölkerung sowie die steigende Belastung der natürlichen Ökosysteme nehmen."

Der Konzern beschäftigt allein in Deutschland rund 22.200 Mitarbeiter. "Betriebsbedingte Kündigungen gab es in den vergangenen 27 Jahren bei dem Aspirin-Hersteller nicht", berichtet die tagesschau. Doch nun:

"Die allgemeine Beschäftigungssicherung, die die Angestellten in Deutschland vor betriebsbedingten Kündigungen schützt, wurde nur um ein weiteres Jahr bis Ende 2026 verlängert. Mit Abfindungen und Unterstützungsmaßnahmen will Bayer aber schneller zum Ziel kommen. 'Der Stellenabbau soll in den kommenden Monaten zügig umgesetzt werden und spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein', hieß es." (tagesschau.de, 18. 01. 2024)

Einen wohl entscheidenden Grund nennt die Frankfurter Allgemeine vom gleichen Tag: Bayer steht "seit Monaten lauten Aufspaltungsforderungen von Investoren gegenüber". Aber es scheint wohl nicht nur das zu sein.

Inbesondere seit der Übernahme von Monsanto ist die Skandalchronik noch umfangreicher geworden. Der Konzern sitzt jetzt auf einem riesigen Schuldenberg. "Die Nettofinanzverschuldung lag Ende September 2023 bei über 38 Milliarden Euro und überstieg damit den Wert von Bayer an der Börse, der derzeit nur noch bei rund 32 Milliarden Euro liegt."

Nachtrag vom 19. 01. 2024:

Einige weitere tolle Nachrichten über den einzigartigen Wirtschaftsstandort Deutschland:

- "Lila Bäcker schließt alle 160 Filialen – 900 Entlassungen" (wiwo.de, 19. 01. 2024)

- "Meyer Burger droht mit Schließung von Solar-Fabrik": 500 Beschäftigte wären betroffen (tagesschau.de 18. 01. 2024)

- "Unruhe bei SAP: Belegschaft fürchtet Stellenabbau" (handelsblatt.com, 18. 01. 2024)

- "Xing im Abwärtsstrudel" (faz.net, 16. 01. 2024)

Trost für alle Skeptiker, Schwarzmaler, und ähnliche "Rechte": Der Dax steigt und steigt.

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