Donnerstag, 9. Januar 2014

800.000 Euro Abfindung für ein Jahr Betriebszugehörigkeit

800.000 Euro Abfindung für ein Jahr Betriebszugehörigkeit bekommt natürlich nicht jeder. Doch der ehemalige Präsident der finanziell angeschlagenen Bremer Jacobs University, Heinz-Otto Peitgen, ist auch nicht jeder.

Die Abfindung ist eine "Schande"

Zwar hat der Bremer Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) dafür gesorgt, dass die hohe Abfindung nicht von der Privatuniversität, und damit auch aus Bremer Fördermitteln bezahlt wird. Nun soll wohl die Jacobs Foundation die Summe allein aufbringen.

Wie Radio Bremen am 08.01.2014 berichtete, war Heinz-Otto Peitgen seit Januar 2013 im Amt. Sein Anfang November 2013 dem Aufsichtsrat der Universität vorgelegtes Sanierungskonzept wurde nicht angenommen. Danach Heinz-Otto Peitgen seinen Rücktritt selbst an.

Zum Vergleich:

Für Abfindungen an Arbeitnehmer kann nur unter ganz eingeschränkten Bedingungen rechtlich begründet ein Abfindungsanspruch gemäß Kündigungsschutzgesetz entstehen. Dann ist die sogenannte Regelabfindung nach § 1a KSchG der Maßstab: 
"Die Höhe der Abfindung beträgt 0,5 Monatsverdienste für jedes Jahr des Bestehens des Arbeitsverhältnisses."

Susanne Grobien, CDU-Bürgerschaftsabgeordnete, nannte die Abfindung "unangemessen".
Klaus-Rainer Rupp von der Partei "Die Linke" wird zur Abfindung von Radio Bremen mit den Worten zitiert:
"Wenn man in anderen Berufen seinen Job nicht macht, kriegt man keine Abfindung, sondern geht vielleicht sogar Pleite".

Auch Matthias Güldner von den Bremer Grünen hält die Abfindung für unangemessen. Das Geld solle besser in den Lehrbetrieb der angeschlagenen Universität gesteckt werden.

Radio-Bremen-Reporter Jochen Grabler ist empört.
"Das ist eine Schande! ... Wer will das Mitarbeitern der Uni erklären, die um ihren Job bangen müssen? ... Die Uni muss von 2018 an mit jährlich rund zwölf Millionen Euro weniger auskommen als zurzeit. Dass das ohne Kündigungen abgeht, soll glauben, wer will. Sehenden Auges wird die Sanierung der Uni gefährdet: Schande!"
Und wie sehen Sie das?

Quelle: Radio Bremen, 08.01.2013 und Kommentar

Nachtrag: Na wenn das keine Geste ist - Ex-Präsident Peitgen will Abfindung spenden
Quelle: radio bremen, 19.01.2014

Mittwoch, 8. Januar 2014

Abfindungen sind meist Verhandlungssache - aber wie verhandeln?

Wie Abfindungen verhandelt werden, das ist sehr vielschichtig und vielgestaltig. Geiselnahmen, das sogenannte Boss-napping hat in Frankreich vor allem während der Wirtschaftskrise zugenommenen. Nunmehr kam es erneut zu einem 

"Protest in Frankreich: Goodyear-Mitarbeiter nehmen Chefs als Geiseln

Sie werden ihre Jobs verlieren und sind wütend: Im französischen Amiens halten Mitarbeiter des Goodyear-Werks zwei ihrer Chefs fest, die Tür ist mit einem riesigen Reifen versperrt. Die Aktion dauert schon mehr als 24 Stunden, die Angestellten fordern Abfindungen in sechsstelliger Höhe."
Hierzulande sind Abfindungen oft Ergebnis von Verhandlungen - von Sozialplanverhandlungen, in mittleren und kleineren Unternehmen meist von Verhandlungen zwischen Mitarbeiter und Unternehmensführung. Mitunter wird mit Streiks auch zusätzlicher Druck auf die Unternehmensführung ausgeübt (siehe beispielsweise Vodafone). Mancher wird sich vielleicht gar an Grubenbesetzungen und Hungerstreiks erinnern. Aber Geiselnahmen? ...
"'Es ist eine Verzweiflungstat', sagte der Anwalt Sylvain Niel, der ähnliche Fälle vor Gericht verhandelt hat. Den Arbeitern in Amiens machte er keine Hoffnung: Jede Einigung, die unter Druck zustande komme, habe vor Gericht keinen Bestand."
Nach eineinhalb Tagen sind Direktor und der Leiter der Personalabteilung im nordfranzösischen Amiens wieder frei, nachdem die Polizei in dem Geiseldrama eingeschritten war.

In den Medien gehen die Meinungen über diese Aktion sehr weit auseinander - wie sehen Sie das?

Quelle SpiegelOnline, 07. 01.2014; Tagesanzeiger, 07.01.2014

"Ziel erreicht: Der jahrelange Streit um die Schließung einer Reifenfabrik des US-Konzerns Goodyear im nordfranzösischen Amiens ist zu Ende. Nach der jüngsten Geiselnahme mehrerer Manager sollen die Mitarbeiter dreimal mehr Abfindung bekommen als ursprünglich geplant. Diese Regelung gilt nach Gewerkschaftsangaben für alle Einkommensgruppen. Die Gewerkschaften verzichten im Gegenzug auf weiteren Widerstand. Zuvor hatten sich beide Seiten nach Berichten lokaler Medien auf einen Sozialplan geeinigt."

Quelle: n-tv, 22.01.2014

Rote Zahlen: Apple-Händler Gravis muss schließen

Nach Gravis-Angaben droht bis zu 400 Mitarbeitern der Arbeitsplatzverlust, davon rund 100 in der Firmenzentrale. https://bit.ly/43ifDZ1